Mit einem so großen Andrang hatte der Ortsverband der GRÜNEN Linden nicht gerechnet. Der große Saal im Lindener Hof war mit über 100 Besuchern so dicht besetzt, dass sich die letzten Eintreffenden Stühle besorgen mussten und nur Plätze ganz am Rand einnehmen konnten. Das Thema ist offenbar nicht nur aktuell in den Medien sehr präsent, sondern die Menschen haben auch ein großes Informationsbedürfnis.
Der angekündigte Redner Christian Zuckermann musste aus persönlichen Gründen seine Teilnahme absagen, aber er konnte dafür mit Matthias Knoche einen ausgewiesenen Experten für das Gebäude-Energie-Gesetz für den Vortrag gewinnen. Herr Knoche ist Wohnungspolitischer Sprecher der Kreistagsfraktion der GRÜNEN im Landkreis Gießen und Geschäftsführer der Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn und beschäftigt sich schon länger mit den Details des Gesetzes.
Die Kritik, es würde kein Wettbewerb der Technologien geben und die GRÜNEN setzten ausschließlich auf Strom, widerlegte der Vertreter der Kreistagsfraktion. Er verwies auf das EEG (Erneuerbare Energiegesetz). Anfang 2000 hatten alle Technologien die gleichen Startchancen. Um die Markteinführung sicherzustellen, wurde die EEG-Umlage eingeführt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch global sind bei diesem Wettbewerb der Technologien der Strom aus Photovoltaik und Wind mit weitem Abstand als Gewinner hervorgegangen. Mit der Wärmepumpe geht jetzt der Sieger ins Rennen als Alternative zu Gas- und Ölheizung. Die Förderung durch Berlin sei jetzt schon gut und würde zusätzliche soziale Komponenten erhalten. Knoche warb zusätzlich für das Klimageld des Landkreises. „Mit wenigen Handgriffen können Sie auf dem Handy erfahren, wie hoch die Kreis-Förderung für eine Dämmung oder einen Heizungsaustausch ist.“ Allein die Dämmung der Kellerdecke eines 120 qm Einfamilienhauses kann mit über 1500 EUR durch den Landkreis bezuschusst werden und für andere Maßnahmen gibt es viele weitere Fördermöglichkeiten.
Im Anschluss folgte der Vortrag von Dipl. Ing. Ralf Krug. Als Gesellschafter des IRE (Ingenieurbüro für rationelle Energieanwendung) ist die Berechnung der optimalen Heizungsanlage seit Jahren seine tägliches Aufgabengebiet. Herr Krug referierte über Wärmepumpenlösungen in Bestandsgebäuden, beleuchtete mögliche Alternativen wie Öl- oder Gasheizungen, Biomasse, Infrarotheizung oder Fernwärme und stellte Kosten und Umweltverträglichkeit ins Verhältnis. Wie schon im Vortrag von Herrn Knoche zuvor zeigte sich dabei, dass die Wärmepumpe in Sachen Effizienz im Vergleich zu allen anderen Lösungen einen großen Vorteil darin hat, dass moderne Anlagen aus 1 KW Strom zwischen 3 und 4 KW Wärmeleistung erzeugen. Andere Energieträger bringen es aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten nur auf Werte knapp unter 1 KW. Dies bewirkt, dass die Wärmepumpe trotz der derzeit hohen Stromtarife mit die geringsten Kosten für das Heizen verursacht. Die Wärmekosten Stand 2023 für die verschiedenen Systeme verteilen sich wie folgt:
Heizkessel Erdgas: 10 bis 12 Ct/kWh
Heizkessel Heizöl: 10 bis 12 Ct/kWh
Heizkessel Holzpellets: 7 bis 10 Ct/kWh
Fernwärme: 15 bis 20 Ct/kWh
Wärmepumpe mit Fußbodenheizung: 6 bis 8 Ct/kWh
Wärmepumpe mit Heizkörper (55°C): 8 bis 11 Ct/kWh
(kombiniert mit Solarstromanlage niedriger)
Kritische Fragen aus der Zuhörerschaft konnte Herr Krug sehr sachkundig und überzeugend beantworten, sei es die Sorge, dass eine Wärmepumpe bei sehr tiefen Minustemperaturen noch genug Wärme erzeugen kann, sei es die Verwendung bestehender Leitungssysteme. Es sei keinesfalls so, dass jedes Haus zuerst energetisch vollsaniert werden müsse, um eine Wärmepumpe betreiben zu können. Vielmehr zeige die Erfahrung, dass sich rund 90% der Einfamilienhäuser mit geringem oder keinem Zusatzaufwand für den Einbau einer Wärmepumpe eignen. Eine professionelle Beratung durch ein Fachunternehmen sei allerdings praktisch unverzichtbar. Herr Krug hält die aktuellen Kosten für Wärmepumpen derzeit für zu hoch, äußerte aber die Hoffnung, dass sich die Preise aufgrund der erhöhten Nachfrage und Ausbau der Herstellerkapazitäten in den nächsten Jahren deutlich nach unten bewegen werden.
Karla Sell, Vorsitzende des Ortsverbands der GRÜNEN Linden, dankte den Rednern und den Besuchern nach Abschluss der Diskussionsrunde für die aufschlussreichen Vorträge und die sachliche und faktenorientierte Aussprache.