Newsletter No. 80

Linden, im Juni 2024

„Denk´ ich an Deutschland in der Nacht /bin ich um den Schlaf gebracht“ (Heinrich Heine, Nachtgedanken)

Europa rückt nach rechts, wird nationalistischer. Europa-Gegner werden gestärkt.
Besonders erschütternd: Das Abschneiden der AfD – bei uns in Linden, aber vor allem im Osten unserer Republik. Und der Durchmarsch Le Pens in Frankreich, der Post-Faschisten in Italien.

Ist Europa, sind wir von allen guten Geistern verlassen?

Nein! In Portugal und Spanien sowie den Nordischen Ländern haben die Rechtspopulisten und Europa-Gegner keinen Stich gemacht. Auch die Wähler in Polen haben der PiS das erhoffte Comeback verweigert, Orban verliert in Ungarn seine absolute Mehrheit.

Und bei uns?

Die gute Nachricht zuerst – in Deutschland haben 64,8 % der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Also haben zumindest diese Menschen die Chance genutzt, ihre Haltung zu verdeutlichen. Auch wenn uns Grünen diese Haltung eine ordentliche Schlappe beigebracht hat.

Was ist da passiert?

Wir Grünen wurden in Mithaftung genommen.
Wir haften u.a. dafür, dass nach 16 Jahren CDU-Merkel, nach großer CDU-SPD-Koalition und deren Misswirtschaft mit Corona, Ukrainekrieg und Energiekrise die Lage katastrophal war. Dass mit dem 7. Oktober der Gaza-Konflikt vor unsere Haustür gekommen ist.
So entsteht das Gefühl, dass es scheinbar überall brennt. Dass nichts von den gewohnten Sicherheiten mehr stimmt. Dass wir umstellt sind von Krieg, Kampf und Katastrophen.

Hoffnungsträger? Fehlanzeige. Die Ampel zerlegt sich (mit tätiger Mithilfe der Presse) mehr oder weniger selbst. Ein Kanzler, der Kommunikation für Teufelswerk hält. Grüne, die ihren Job verstolpern, eine FDP, die ihr Heil im Angriff auf Grün sucht, Auto-Lobbyismus perfektioniert und ansonsten Klientelpolitik betreibt. Dass diese Regierung das Land achtbar durch die Corona-, Ukraine- und Energiekrise geführt hat: Schnee von gestern.

Die Folge: Verunsicherung, Zukunftsängste, Sorge um Verlust des gewohnten Wohlstands, bei den Jungen: Beunruhigung über die eigenen Perspektiven.

Ergebnis: Das Fremde wird zum Feind erklärt, Veränderung wirkt als Bedrohung. Auf der Suche nach einfachen Lösungen folgen die Menschen politischen Rattenfängern wie Höcke und Wagenknecht. Irre.

Und wir? Geben die Hoffnung nicht auf, dass am Ende die Vernunft siegt – und nicht dumpfes Ressentiment, Fremdenhass, Rückwärtsgewandtheit, Eigennutz. Dafür arbeiten wir in unserer Stadt.
Linden ist bunt – und das soll es bleiben.

Meint jedenfalls

Euer/Ihr Christof Schütz (V.i.S.d.P)